Posted on Januar 5, 2016, von & gespeichert unter ICAHD Newsletter.


Am Ende des Jahres 2015 möchten wir noch einmal allen Unterstützern von ICAHD danken für die Hilfe, die wir, angesichts der unglaublichen Herausforderungen, mit denen wir als linke israelische Friedensgruppe konfrontiert sind, erfahren haben. Es sind Herausforderungen, mit denen wir auch weiterhin konfrontiert sind beim Widerstand gegen die Politik unserer Regierung gegenüber den Palästinensern. Tausende von Menschen weltweit folgen uns auf Facebook und erhalten unsere Newsletter. Auch im abgelaufenen Jahr haben sich Hunderte von Menschen aus aller Welt mit uns in Jerusalem getroffen und in Dutzenden von Städten im Ausland hielten ICAHD VertreterInnen Vorträge. Wir freuen uns darüber, dass in diesem Jahr zwei weitere Häuser für palästinensische Familien wieder aufgebaut werden konnten und danken den Leuten aus aller Welt, die an dieser wichtigen politischen Aktion des gewaltfreien Widerstandes teilgenommen haben. In unserem letzten Newsletter haben wir über das Wiederaufbaucamp im Sommer berichtet, das ein großer Erfolg war. Im Sommer 2016 werden wir ein weiteres Haus wiederaufbauen, das von der israelischen Armee zerstört worden ist. Diese Aktion wird erneut Menschen aus aller Welt, Palästinenser und Israelis zusammenbringen. Alle werden gemeinsame Erfahrungen mit der Besatzung und dem Hausbau machen.

Jeff Halper

Jeff Halper

Jeff Halper

 Jeff Halper hat für den größten Teil der vergangenen 18 Jahre, seit der Gründung von ICAHD, an der Spitze der Organisation gestanden, gemeinsam mit anderen israelischen Aktivisten aus verschiedenen Friedensgruppen. Während dieses Zeitraumes hat er sich dafür eingesetzt, die Besatzung zu beenden, die Rechte der Palästinenser zu wahren und zu formulieren, wie ein gerechter Friede aussehen könnte. Dies tat er in Büchern (‚Hindernisse für den Frieden’, Ein Israeli in Palästina’,  ‚Krieg gegen das Volk’), in Filmen (‚Besatzung 101’, ‚Die eiserne Mauer’, Apartheid Israel’ und andere), auf  Konferenzen und im Rahmen von Vortragsreisen überall in der Welt, aber auch durch Widerstand vor Ort (Hilfe sowohl bei der Finanzierung als auch beim Bau von 189 palästinensischen Häusern, Teilnahme an der Gaza-Flotte, die 2008 die Belagerung von Gaza durchbrach und viele andere Aktionen zivilen Ungehorsams).

Er wird weiterhin aktiv bei ICAHD mitarbeiten, hat sich aber dazu entschieden, als Direktor zurückzutreten, damit eine neue Generation das Ruder übernehmen kann und die internationalen  Abteilungen von ICAHD ihre gemeinsamen und individuellen Pläne ausführen können. In gewisser Hinsicht entwickelt sich ICAHD von einer primär israelischen zu einer globaleren Organisation.

Jeff wird weiterhin leitende Funktionen haben, Analysen liefern und ICAHD auf Vortragsreisen im Ausland vertreten. Er wird aber seinen Schwerpunkt auf ‚The People Yes!’ (TPYN) verlegen. Dies ist ein Netzwerk, das er mit begründet hat. Es zielt auf die Unterstützung von Kampagnen in der Basisarbeit weltweit ab.  Wir wünschen Jeff alles Gute bei seinen neuen Aktivitäten.

Ruth Edmonds, die bereits während der vergangenen vier Jahre die Verwaltung und die Touren von ICAHD koordiniert hat, wird das Amt des Direktors ICAHD übernehmen. Ruth wird ICAHDs Widerstand  gegen die Besatzung an der Basis verstärken und so Jeffs Aktivitäten auf internationaler Ebene ergänzen und das Tourprogramm leiten. Sie wird auch im Rahmen der Judaisierungskampagne mit den internationalen Abteilungen zusammenarbeiten und die Zukunft von ICAHD weiter entwickeln.

Im Juli 2016 wird ICAHD innerhalb von 14 Tagen im Juli ein weiteres Haus, das von der israelischen Armee zerstört worden ist, wieder aufbauen. Wieder wird eine Gruppe von  Palästinensern, Israelis und Menschen aus aller Welt zusammenkommen, gemeinsam bauen und lernen und an Exkursionen teilnehmen.

Die Spendenaktion hierfür wird bald beginnen, Details werden demnächst bekannt gegeben. Falls sie Interesse haben, daran teilzunehmen, so kontaktieren sie bitte summercamp@icahduk.org.

Touren durch Jerusalem

Während des vergangenen Jahres hat ICAHD mit internationalen Gruppen 80 Touren ins Jordantal, nach Jerusalem und in die Altstadt unternommen. Das Feedback war hervorragend. Mit unseren Touren liefern wir Analysen, und wir zeigen die Realität der Besatzung. Unsere Zielgruppen sind weiterhin: Journalisten, Aktivisten, Forscher, Schüler, Studenten Fotografen, Dokumentarfilmer, Politiker und Diplomaten. Mit diesen Touren lernen die Teilnehmer auf umfassende und detaillierte Weise die Situation vor Ort kennen und erhalten zugleich die aktuellsten Informationen zur sich ständig verändernden politischen Lage.

Hier einige Rückmeldungen, die wir im Laufe des letzten Jahres erhalten haben:

„Danke für die großartige Tour. ICAHD vermittelte uns einen ersten intensiven Eindruck von Jerusalem und  vom Alltagsleben in Konfliktzonen. Es gibt viel zum Nachdenken und Diskutieren. Chaska ist eine großartige Fremdenführerin.“    Anne- Maayke

„Danke für die Tour mit der großen Gruppe aus Schweden vor einigen Wochen. Es war einer der Höhepunkte der Woche für uns.“ Lars

„Danke für die großartige Tour. Es ist sehr wichtig für mich als Sympathisanten Informationen aus erster Hand von Euch hier vor Ort zu erhalten. „   Ken

„ Ich habe an der Ost-Jerusalemtour mit Chaska teilgenommen. Es war der informativste Tag meiner Zeit in Palästina (mit ISM).“    Jamie

 

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Ruth Edmonds mit der Labour to Palestine Tour in der Altstadt

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Chaska Katz mit einer Tour im Jordantal

Wenn sie eine Tour reservieren wollen, bitte wenden Sie sich an: tours@icahd.org

Drohungen und Zerstörungen in Kirbat Makhulis

Chaska und Burhan im Sommer diesen Jahres

Chaska und Burhan im Sommer diesen Jahres

Eine Woche nachdem die Tour Burhan in Kirbat Makhulis besucht hatte, wurde sein Zelt von der Armee überfallen und der benachbarte Ort Al Hadidiye zerstört (siehe auch: Amos News auf der ICAHD.de Webseite.)

Da es ein Widerspruchsverfahren gegen den Abrissbefehl gibt, haben die Soldaten das Zelt zwar betreten, es aber nicht zerstört. Stattdessen zerstörten sie alles, was darin war. Sie warfen die Nahrungsmittel herum, zertrampelten sie und zerschlugen Einrichtungsgegenstände. Sie behaupteten, Burhans Schafställe seien ohne Erlaubnis gebaut worden, zerstörten sie aber nicht, da sie dazu keinen Befehl hatten. Sie fluchten und beschimpften die Familie und sagten Burhan, dass, wenn er nicht dagewesen wäre, sie seine Frau und seine Töchter misshandelt hätten.

 

Burhans Familie, die nun massiv bedroht wurde

Burhans Familie, die nun massiv bedroht wurde

Die Einrichtung von Bruhans Zelt, die von Angehörigen der israelischen Armee zerschlagen wurde.

Die Einrichtung von Bruhans Zelt, die von Angehörigen der israelischen Armee zerschlagen wurde.

Die Judaisierung Palästinas: Eine Kampagne gegen Hauszerstörungen in einem Staat.

Der Kern  des Konfliktes, den Israel mit den Palästinensern austrägt, ist die Vertreibung. Im letzten Jahrhundert hat der Zionismus gewissenhaft und systematisch daran gearbeitet, Palästina in das Land Israel zu verwandeln. Im Zuge dieser Arbeit hat er sich darum bemüht, den gesamten Grund und Boden des Landes, sowie seine Bodenschätze, unter Kontrolle zu bringen und dabei in letzter Konsequenz die verbleibenden Palästinenser zu vertreiben oder in kleine Enklaven zusammenzudrängen. Dieses Projekt, das offiziell „Judaisierung“ genannt wird,  tritt jetzt in seine letzte Phase, und nichts zeigt dies deutlicher, als Israels Politik der Hauszerstörungen.

Seit 1967 wurde bei der Diskussion über Israel/Palästina immer unterschieden zwischen dem Territorium, das man als „israelisch“ betrachtete, nämlich den 78% von Palästina, die innerhalb der Grenzen von 1967 liegen, und den „Besetzten palästinensischen Gebieten“, jenen 22% von Palästina, die aus der West Bank, Ost-Jerusalem und Gaza bestehen. In dieser Betrachtungsweise spiegelte sich die Annahme wider, dass eines Tages, irgendwie, es einen palästinensischen Staat neben dem Staat Israel geben würde: die sogenannte „Zwei-Staaten-Lösung“. Heute ist es offenkundig, dass es die Zwei-Staaten-Lösung nicht geben wird. Inzwischen ist soviel palästinensisches Land verloren gegangen, dass es kein zusammenhängendes Territorium mehr gibt, auf dem ein palästinensischer Staat errichtet werden könnte. Ost-Jerusalem, das die Hauptstadt des palästinensischen Staates hätte werden sollen, ist verloren. Sein Stadtgebiet besteht heute aus kleinen palästinensischen Enklaven inmitten massiver jüdischer Siedlungen. Der ganze palästinensische Teil ist ja bereits vor Jahren von Israel  annektiert worden.

Dies bedeutet, dass es heute nur einen einzigen Staat zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan gibt, nämlich Israel. Nur eine einzige Regierung regiert das ganze Land: die israelische Regierung. Nur eine einzige Armee kontrolliert es: die IDF. Es gibt nur eine offizielle Währung, den israelischen Schekel, nur ein Wasser- und Elektrizitätssystem, nur ein Autobahnsystem etc. Der Tag einer Ein-Staat-Lösung ist nicht mehr fern. Deshalb sollte man, um die Öffentlichkeit darauf vorzubereiten, von Israel/Palästina als einer Einheit reden. Und wir sollten gleiches Recht für alle Einwohner dieses Landes fordern.

(Lesen Sie mehr zu dieser ICAHD Kampagne auf der ICAHDUK.org Webseite)

Geborgte Freiheit ist keine Freiheit

In den vergangenen Wochen hat Israels Oberster Gerichtshof die Zerstörungen von Häusern, in denen die Familien von Palästinensern leben, die Israelis angegriffen haben, für Rechtens erklärt.

In den meisten Fällen wird ein Palästinenser, der einen israelischen Zivilisten oder Soldaten angreift, ‚neutralisiert’, d.h. getötet, verletzt oder festgenommen. Hauszerstörungen als Strafe treffen daher seine Familienmitglieder und Nachbarn. Die menschlichen Folgen dieser Politik, die von 2005 bis 2014 nahezu ausgesetzt worden war, sind nur zu bekannt und gut dokumentiert.

Seit dem, 1.7.2014 haben die israelischen Behörden 16 Gebäude zerstört oder versiegelt, wobei 90 Palästinenser obdachlos wurden, darunter 51 Kinder. (UN Angaben) Zusätzlich wurden weitere 12 angrenzende Wohnungen dabei in Mitleidenschaft gezogen und so mindestens weitere 55 Menschen, zumindest zeitweise, obdachlos gemacht. Mindesten 14 dieser Aktionen haben im Oktober und November 2015 statt gefunden, vermutlich, weil die Regierung nach der jüngsten Welle von Attacken Stärke zeigen wollte. Nach der Genfer Konvention ist  diese Form der kollektiven Bestrafung  illegal. Der Oberste Israelische Gerichtshof ist an den entsprechenden internationalen Protesten nicht interessiert.

Zerstörtes Haus bei Anata

Zerstörtes Haus bei Anata

Die gesetzlichen Vorlagen zu diesen Hauszerstörungen als Strafaktionen stammen noch aus der britischen Mandatszeit und wurden 1945 von den Engländern erlassen. Sie waren eine Reaktion auf den arabischen Aufstand jener Zeit und die zunehmenden Gewalttätigkeiten zwischen Juden und Arabern. Später benutzten die Engländer diese Verordnungen bei ihren Versuchen, die jüdische Einwanderung zu begrenzen und jüdische Untergrundorganisationen zu kontrollieren. Die Verordnungen ermächtigten Militärgerichte dazu, Ausganssperren zu verhängen, Straßen zu sperren, Verhaftungen ohne Gerichtsurteil vorzunehmen und Zeitungen zu zensieren. Gemeinden protestierten seinerzeit, die jüdische Bevölkerung ebenfalls. Die Maßnahmen wurden nach Angaben der britischen Regierung zurückgenommen. Da dies aber nicht in der Zeitung veröffentlicht wurde, war diese Zurücknahme nie offiziell und Israel übernahm diese Verordnungen als Status quo im Jahre 1948.  Die Verordnungen wurden dann auch während der Militärherrschaft über die palästinensische Bevölkerung in Israel in der Zeit von 1950 – 1966 angewendet und sind noch immer die gesetzliche Grundlage für militärische Operationen und Aktivitäten in den Besetzten Gebieten seit 1967. Im Jahre 1951 gab es in der Knesset einen Gesetzesentwurf mit dem Ziel, diese Verordnungen abzuschaffen. Er trat jedoch nicht in Kraft. Im Laufe jener Debatte darüber trat Menachim Begin für eine Abschaffung der Verordnungen ein, mit dem Argument, sie seien „tyrannisch und faschistisch“.  „ Die Existenz solcher Verordnungen stellt die fundamentalen Rechte eines jeden israelischen Bürgers in Frage. Geborgte Freiheit ist keine Freiheit…..

Lesen sie mehr dazu auf der ICAHDUK.org Webseite

Eine weitere Studienreise beendet

„Diese Studienreise, die im wesentlichen aus Begegnungen mit Israelis und Palästinensern bestand, geht unter die Oberfläche des Konfliktes und zeigt eine Realität, die von den Mainstreammedien ignoriert wird. Die Teilnahme an dieser Reise ist eine der wertvollsten Erfahrungen meines 71jährigen Lebens,“ sagte J. Garret, ein Teilnehmer unserer jüngsten elftägigen Studienreise. Zwar beschäftigten wir uns im Rahmen der Tour mit einer Reihe von Themen von Flüchtlingen über Erziehung und Bildung unter der Besatzung, Trauma bis hin Rehabilitierung, Wirtschaft und mehr, doch der Schwerpunkt lag auf der „Matrix of Control“, die Israel der einheimischen Bevölkerung auferlegt hat, und auf der Judaisierung des historischen Palästinas. Es gab auch Diskussionen über Elemente, die notwendig wären für die Errichtung einer gerechten und dauerhaften Lösung für alle Bevölkerungsgruppen.

Wir besuchten Gemeinden, die von Zerstörungen und Vertreibungen bedroht sind, wie etwas Um Al-Hiran im Negev, Dahmash in der Nähe von Lod und Al Makhul im Jordantal.

Trümmer zerstörter Häuser in Dahmash in der Nähe von Lod im Sommer 2015

Trümmer zerstörter Häuser in Dahmash in der Nähe von Lod im Sommer 2015

Die Gruppe wurde freundlich von  der Familie Fhadad begrüßt, die in dem Haus wohnt, das im Rahmen von ICAHDs diesjährigem Wiederaufbaukamp gebaut worden war.

Das Haus der Familie Fhadad bei der einweihungsfeier im Juli 2015

Das Haus der Familie Fhadad bei der einweihungsfeier im Juli 2015

 

Die Studienreisen, die für 2016 geplant sind, werden wieder beide Seiten des Konfliktes besuchen.

Im März findet eine elftägige Tour für psychologisches Personal statt. Im Juli gibt es eine achttägige Studienreise. Im November wiederum eine elftägige Tour. Falls Sie Interesse haben, kontaktieren sie uns unter tours@icahduk.org.

 

Ausblick auf 2016

Im Laufe des letzten Jahres hat es einen Anstieg der Gewalt in Israel/Palästina infolge der Unterdrückung des palästinensischen Volkes und der brutalen Besatzung durch Israel gegeben.

Weiterhin werden rassistische und undemokratische Gesetze von der Knesset verabschiedet. Israelis, die sich dagegen wenden und die Politik der Regierung kritisieren, werden verteufelt. Doch wir wissen, dass die Welt aufmerksam wird und dass immer mehr Menschen realisieren, dass Palästina im Kern dessen liegt, was im Nahen Osten passiert..

Wir haben sehr hart daran gearbeitet, ICAHDs politische Agenda aufrechtzuerhalten und es als wirksame politische Organisation weiterzuführen, trotz enormer finanzieller Probleme, von denen alle israelischen und palästinensischen politischen Gruppen betroffen sind.

Wir sind freuen uns, dass unsere neue Webseite mit allen Informationen im Januar starten wird. Dort finden Sie Unmengen von Informationen über die Besatzung, die Matrix of Control, Jeff Halpers Analysen, Neuigkeiten aus Palästina und Materialien, die heruntergeladen werden können.

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