Posted on Juni 21, 2014, von & gespeichert unter Amos‘ News.


 

Liebe Freunde

 

Ich schrieb diesen Artikel als die israelische Regierung zum ersten mal alle Gebäude (außer der Moschee) auf dem Friedhof von El Arakib zerstörte.

Bitte schreibt Protestbriefe an die israelischen Botschaften in Euren Ländern. Danke.

Alles Gute

Amos Gvirtz

Amos Gvirtz wurde in einem Kibbuz in der Nähe von Tel Aviv geboren und lebt dort auch noch heute. Er ist Friedensaktivist seit vielen Jahren. Dank seiner guten Kontakte im ganzen Land und in den besetzten Gebieten erfährt er recht viel über Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Palästinensern. Seine Informationen schickt er uns regelmäßig unter dem Titel: Sagt nicht, wir hätten es nicht gewußt‘. 

Kriminelle

Amos Gvirtz

 

Die beduinischen Bürger Israels haben ein schreckliches Verbrechen begangen: Sie sind als Beduinen in einem jüdischen Staat geboren.!

Woher ich das weiß? Ganz einfach: Der Staat Israel hat eine Polizeieinheit ins Leben gerufen, deren alleinige Aufgabe darin besteht,  gegen seine beduinischen Bürger zu kämpfen. Die Einheit heißt ‘Yoav Einheit’ und ist Teil der israelischen Polizei. Bis heute gehören der Einheit 150 Polizisten an, es ist beabsichtigt, eine Stärke von 400 Mann zu ereichen. Ihre Aufgaben bestehen im  Abreißen von Häusern, in der Vernichtung von Ernten und in der Zerstörung von Beduinendörfern.

Dieser Krieg Israels gegen seine beduinischen Bürger hat nicht erst kürzlich angefangen. Er geht zurück bis zur Staatsgründung.Wie der Rest der Palästinenser, die vor 1948 im Lande lebten, wurden die meisten Beduinen während des Krieges vertrieben, bzw, flohen sie.

Was weniger bekannt ist, ist die Tatsache,  dass der Staat Israel nach Kriegsende seinen Krieg gegen seine beduinischen Bürger weiter fortsetzte. Beduinen wurden auch während der folgenden zehn Jahre nach Beendigung der Kämpfe weiterhin von ihrem Land vertrieben. Parallel zu den Vertreibungen konzentrierte der Staat die verbleibenden Beduinen in der Gegend von Sayag im Nordwesten des Negev, während er zugleich eine gewaltige Enteignung des Landes vornahm. So wurde dann das Problem der internen Flüchtlinge geschaffen: nicht in der Hitze des Gefechtes, sondern als Konsequenz eines einseitig geführten Krieges der israelischen Regierung gegen ihre beduinischen Staatsbürger.Aber auch das war noch nicht genug.

Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts began die Regierung ihre Politik der Konzentration der Beduinen in städtischen Siedlungen, den sogenannten Townships. Auf diese Weise wurden erneut interne Flüchtlingsströme ins Leben gerufen. Heute hat der Staat erfolgreich ungefähr die Hälfte der Beduinen des Negev in diesen städtischen Siedlungen konzentriert, die speziell für sie errichtet wurden.                                                                                                                                        Es bleibt nur ein Problem: Die meisten der noch nicht in den Townships lebenden Beduinen verstehen nicht, dass der Staat nur ’ihr Bestes’ will. Damit sie nun lernen zu verstehen,  zerstört der Staat ihre Häuser und Ernten, begrenzt ihre Weideflächen und verweigert ihnen fließendes Wasser, Elektrizität und sonstige Gemeindeleistungen. Wenn das immer noch nicht hilft, zerstört der Staat ganze Dörfer. Das Ziel besteht darin, die Beduinen dazu zu bringen, ihr Land, ihre Dörfer und Gebäude aufzugeben, und sich bereitzuerklären, in die städtischen Siedlungen zu ziehen. Diese Siedlungen werden natürlich benachteiligt in Bezug auf die Planung und die zur Verfügung stehende Geldmenge. Sie werden sehr schnell zu Zentren der Armut, der Arbeitslosigkeit und der Kriminalität.

Meistens, wenn ich mit jüdischen Bürgern des Staates Israel  über die Situation der Beduinen rede, höre ich, dass die Beduinen Kriminelle sind, dass sie illegal Häuser bauen und sich Staatsland nehmen. Ich bin immer wieder schockiert, wie erfolgreich der Staat das Bild , das in der Öffentlichkeit besteht, verzerrt hat: Die Beraubten werden als Räuber gesehen, die Opfer als Kriminelle. Auch stelle ich fest, dass es in den hebräischen Medien keine Berichte darüber gibt, dass die israelische Regierung allein im Jahre 2011 über tausend beduinische Häuser zerstört hat. Es gibt keine Berichte über die Zerstörung von Hunderten von Häusern pro Jahr. Die israelischen Medien schweigen, wenn der Staat Israel seine beduinischen Bürger dazu zwingt, ihre eigenen Häuser zu zerstören. Sie schweigen angesichts der jährlichen Zerstörung von Ernten auf einer Fläche von tausenden von Dunams. Niemand berichtet über die Gesetze, auf deren Grundlage der Staat den Beduinen das Meiste von ihrem Land gestohlen hat. Niemand berichtet uns davon, wie auf rassistische Weise Gesetze umgesetzt werden, die es den Beduinen unmöglich machen, ihre Häuser legal zu bauen.Wenn ich in den hebräischen Medien etwas über den Krieg des Staates gegen die Beduinen lese, dann erscheint es immer so, als seien die Beduinen Kriminelle, die dem Staat Schaden zufügen.

Die israelische Regierung hat jetzt, mit Hilfe der ‘Yoav Einheit’, die ‘rote Linie’ überschritten: Sie führt Krieg gegen die starrköpfigen Beduinen vom Stamm der Abu-Amdiam Familie, die darauf bestehen,  weiterhin auf ihrem Land beim Dorf El Araqib zu leben. Die Regierung hat den Friedhof des Dorfes besetzt und alle Gebäude außer der Moschee zerstört.

Uns erzählt man nun, dies sei lediglich die Umsetzung von Gesetzen. In Wirklichkeit aber haben diejenigen, die gegen die Beduinen kämpfen, selbst diese Landgesetze erlassen, die es ihnen erlauben, den Beduinen das Land wegzunehmen. Sie haben juristische Wege erfunden, die es ihnen ermöglichen, die traditionelle Art des Landbesitzes bei den Beduinen zu ignorieren, selbst wenn diese  Dokumente vorweisen können, die sie als Besitzer des Landes ausweisen. Dieses Vorgehen mag legal sein, es ist aber weder gerecht noch ethisch vertretbar.

Die Nürnberger Gesetze, die Apartheidsgesetze in Südafrika, die Rassengesetze im Süden der USA waren auch legal.

Es gab da nur ein Problem: sie waren unmoralisch!