Posted on September 15, 2016, von & gespeichert unter ICAHD Newsletter.


Hier ist ein Verbrechen, das beinahe jede Woche begangen wird:

Eine Gruppe bewaffneter Männer, begleitet von Abrissmaschinen kommt in ein Dorf, nähert sich dem Grundstück einer bestimmten Familie ( oder bestimmter Familien), zwingt die Familienmitglieder dazu, aus dem Haus zu kommen und zerstört es, einschließlich der Nebengebäude, wie etwas Schafställe, Vorratsräume und Wassertanks. Ein klares Verbrechen.

Fände so eine Tat in einer jüdischen Siedlung (die illegal in den Besetzten Gebieten errichtet worden ist) statt, so würde sich organisierter Widerstand bilden, es würde intensiv in der Presse darüber berichtet werden, und die Opfer würden umgehend Entschädigung erhalten.

Wenn Palästinenser hingegen die Opfer sind, wagen sie es nicht, Widerstand zu leisten und sie wissen ganz genau, dass die Medien (außer vielleicht Amira Hass und Gideon Levy in Haaretz) nicht darüber berichten würden und dass sie keinerlei Entschädigung erhalten würden. Die Hilfsgüter, die sie vom Roten Kreuz oder anderen Hilfsorganisationen erhalten würden, würde ebenfalls von den Bewaffneten zerstört werden.

Für die meisten hebräischen Leser bin ich zu einem Verräter geworden, der sein eigenes Volk hasst und Araber liebt. Für mich sieht die Sache hingegen anders aus: Was habe ich getan? Ich habe lediglich einen Vorfall beschrieben. Wahrscheinlich würden alle, die mich als Verräter ansehen, anders auf einen solchen Vorfall reagieren, wenn sie selbst die Opfer wären. Es handelt sich schließlich um ein Verbrechen, dass nach gleichem Recht für alle beurteilt werden sollte und nicht danach, welcher Gruppe die Täter und welcher Gruppe die Opfer angehören. Die Zerstörung von jemandes Zuhause und seines Besitzes ist ein schreckliches Verbrechen und sollte als solches beurteilt werden.

Es ist wahr, Recht sollte gelten und nicht jedermann kann überall ein Haus errichten, ungeachtet der geltenden Gesetze und Vorschriften. Und , in der Tat, der Palästinenser hatte sein Haus ohne Baugenehmigung errichtet. Jedoch: Die Armee hat die lokalen Planungs- und Baubehörden bereits in den frühen 70iger Jahren aufgelöst und die Aufgaben selbst übernommen. Und wundersamerweise sind seitdem Palästinensern kaum noch Baugenehmigungen erteilt worden. Die palästinensische Bevölkerung hat sich seither verdoppelt, aber Baugenehmigungen, die diesem Bevölkerungswachstum Rechnung tragen, gibt es nicht. Und so zwingt die Armee die palästinensische Bevölkerung dazu, die Gesetze zu brechen, um ihr Menschenrecht auf angemessene Behausung wahrzunehmen.

Wenn wir mit Gesetztestreue argumentieren, müssen wir uns daran erinnern, dass alle jüdischen Siedlungen in den Besetzten Gebieten illegal errichtet worden sind. Und, welch weiteres Wunder: Dieselbe Armee, die den Palästinensern Baugenehmigungen verweigert, erteilt sie den illegal errichteten Siedlungen. Selbst, wenn der Oberste Gerichtshof die Armee anweist, Siedlerhäuser, die illegal errichtet worden sind, abzureißen, wagt die Armee oftmals nicht, sie zu zerstören.

Nicht das Gesetz leitet die Verbrechen jener bewaffneten Gruppen gegen die palästinensische Bevölkerung, sondern eine Ideologie, deren Anhänger das gesamte Land für sich beanspruchen. Solange sie genug Macht haben, diese Verbrechen zu begehen, um ihr Ziel zu erreichen, werden sie weitermachen.

Wir können diese Verbrechen nicht verhindern. Alles, was wir tun können, ist, dafür zu arbeiten, dass diese Verbrechen der Öffentlichkeit bewusst gemacht werden:

Israel begeht systematisch Verbrechen gegen eine wehrlose palästinensische Bevölkerung, deren einziges Vergehen darin besteht, Palästinenser zu sein und auf Gebiet zu leben, das Israel für sich selbst haben will. Dies geschieht nicht zur Sicherheit Israels, sondern um Israels Herrschaftsgebiet zu vergrößern.