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Was ist gewaltloser Widerstand gegen Unterdrückung?

18.7.2015  Jeff Halper

 

Was ist gewaltloser Widerstand gegen Unterdrückung? Lassen sie es mich Ihnen zeigen:

Atta and Rudeina

Gestern besuchte ich einen palästinensischen Freund, Atta Jaber, in der West Bank, in der Nähe der israelischen Siedlungsstadt Kiryat Arba. Er ist Bauer, doch der größte Teil seines Landes ist beschlagnahmt worden und liegt unter den jüdischen Siedlungshäusern begraben. Sie stehen dort, wo einst seine Mandelbäume und seine Weinberge waren. Auf dem ersten Foto sehen sie Atta und seine Frau Rudeina mit der Siedlung im Hintergrund.

Jeder einzelne Moment im Leben von Atta,  seiner Frau und ihrer vier Kinder ist Widerstand. Sein gesamtes Land, einschließlich dessen, was man auf dem zweiten Foto sieht, ist zu israelischem Staatsland erklärt worden, dazu bestimmt, beim nächsten Ausbau der Siedlung konfisziert zu werden.

Sein Haus, das von den israelischen Behörden für ‚illegal’ erklärt worden ist, ist bis jetzt schon zweimal zerstört worden. Während der letzten Zerstörung, die an einem eiskalten Dezembertag stattfand, ging mein Freund auf die Soldaten zu und versuchte, in seiner Verzweiflung, ihnen sein neugeborenes Baby zu geben, mit den Worten,’ Hier, nehmt ihn, ich habe kein Haus um ihn großzuziehen.’ Die Antwort der Soldaten (ich war dabei und habe es mit meinen eigenen Augen gesehen) bestand darin, ihn zusammenzuschlagen während sein Haus zerstört wurde und ihn zu verhaften. Die Anklage, die dann erhoben wurde lautete (ich schwöre, es ist wahr!): ‚Angriff auf Soldaten mit einem Baby,’. Er wurde zu 6 Monaten Haft und einer heftigen Geldstrafe verurteilt, obwohl er ohnehin schon durch den Verlust seines Landes völlig verarmt war.

Seitdem ist sein Haus vom israelischen Komitee gegen Hauszerstörungen (ICAHD) zwar wieder aufgebaut worden, doch sie können nicht in Sicherheit leben. Neben ständiger Bedrohung durch die israelischen Behörden, das Haus abzureißen, ist die Familie ständigen Bedrohungen und Angriffen durch die fanatischen Siedler von Givat Harsina, dem neuen Stadtteil von Kiryat Arba, den man auf dem Bild im Hintergrund sieht, ausgesetzt. Auf der Homepage von icahd.org finden Sie dazu ein Video.

Für Palästinenser wie Atta und Rudeina ist jeder Moment Widerstand. ‚Ich hatte noch keine Tag Freiheit,’ sagte mir Atta. ‚Es gab noch keinen Moment wirklicher Ruhe, des Friedens, des einfachen Glücks weder für meine Kinder, noch für mich.’ Jede Pflanze, die er setzt, ist ein Kampf, denn er pflanzt ‚illegal’ auf seinem eigenen Land, das zum Staatsland erklärt worden ist. Wasser wird ihm verweigert. Er kann ohne Erlaubnis durch die Israelis noch nicht einmal eine Zisterne bauen, um Regenwasser zu sammeln. Givat Harsina hingegen hat einen Swimming-Pool von Olympia-Ausmaß und grüne Parks.

So sieht wirklicher gewaltfreier Widerstand aus. Die Familie Jaber weigert sich, zu tun, was Israel will, nämlich ihr Land zu verlassen. Sie sind ‚sumud’, arabisch für ‚standfest’, und wir müssen sie darin unterstützen.