Posted on März 13, 2018, von & gespeichert unter Amos‘ News.


von Amos Gvirtz 1.3.2018

Wenn man Räuber erwischt, ist die normale Praxis, sie zu verhaften und vor Gericht zu bringen, sie gemäß der Schwere ihres Verbrechens ins Gefängnis zu schicken, und von ihnen zu verlangen, eine Entschädigung an ihre Opfer zu zahlen. Doch das ist nicht der Fall in Israel, wenn die Räuber die Siedler sind, die palästinensisches Land stehlen und ihre Häuser darauf bauen oder es zu Ackerland machen. Sie erhalten eine bevorzugte Behandlung, und wenn der Staat gezwungen wird, nach dem Gesetz zu handeln, dann sind es die Siedler, die eine Entschädigung erhalten!

Leider ist diese skandalöse Situation ein wesentliches Element der Korrumpierung der israelischen Gesellschaft, die durch die Besatzung erfolgt. Der Landraub begann nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967, als der Staat Israel den Prozess territorialer Expansion begann. Die israelische Regierung schickte die Armee, um eine Politik durchzuführen, die im Gegensatz zum Kämpferethos, zur Moral und zum Völkerrecht steht. Zusammen mit dem Landraub wurden Siedlungen gebaut, Wasser gestohlen, Häuser zerstört und einige Palästinenser sogar vertrieben – all das während sie versuchten, uns und die Welt zu belügen, dass alles aus Sicherheitsgründen geschehe. Nur rechte Regierungen begannen teilweise die Wahrheit herauszulassen, dass sie nämlich die besetzten Gebiete annektieren wollen, während sie weiter mit der Lüge fortfuhren, sie seinen um des Friedens willen an der Zwei-Staaten-Lösung interessiert.

Zur politischen Lüge kam die juristische hinzu. Als die Frage der Gesetzlichkeit der Siedlungen in den besetzten Gebieten vor das oberste Gericht gebracht wurde, entschied letzteres, es sei in dieser Angelegenheit nicht zuständig, es sei ein Fall von Regierungspolitik. Und ich hatte naiverweise gedacht, Maßnahmen der Regierung zu kritisieren, sei genau die Aufgabe des höchsten Gerichts. Wie ich es verstehe, kommt es zu diesen Maßnahmen durch Regierungspolitik in verschiedenen Bereichen…

Wie in vielen anderen Bereichen des israelischen Lebens finden wir hier zum Beispiel auch Privatisierung. Was die Regierung als offizielle Politik macht, tun die Siedler privat. Sie errichten Siedlungen aus Eigeninitiative. Diese sind natürlich illegal, aber nach einer Weile werden sie von der Regierung anerkannt, was in sich schon eine Verletzung des Völkerrechts darstellt. Das sehen wir besonders in den nichtgenehmigten Außenposten. Nehmen wir die skandalöse Geschichte des Außenpostens Nativ Avot. Es begann damit, dass Siedler palästinensische Landbesitzer des Dorfes El Khader daran hinderten, ihr Land zu bearbeiten, das vorher bepflanzt worden war. Später, 2001, begannen sie, Wohnwagen auf das Land zu stellen. Die Zivilbehörde in den besetzten Gebieten gaben Zerstörungsanordnungen für alles heraus, was die Siedler in dem Außenposten errichtet hatten. Genau hier beginnt das Problem. Die Zivilverwaltung bemühte sich nicht, die Zerstörungsanordnung auszuführen und die Siedler von dem Ort zu vertreiben, und erwog natürlich niemals, sie vor Gericht zu bringen, um sie angemessen zu bestrafen. Schließlich ist die Strafverfolgung auch eine Sache der Politik. Also blieb den Landbesitzern nichts anderes übrig als sich 2008 zusammen mit Peace Now an das oberste Gericht zu wenden, um per Gerichtsentscheidung den Staat zu zwingen, seine Pflicht zu tun, den Außenposten zu zerstören und das gestohlene Land seinen Besitzern zurückzugeben. Die Klagenden glaubten jedoch niemals, dass die Räuber ins Gefängnis gehen würden und zu einer Entschädigung der Opfer verurteilt würden. Schließlich waren das Siedler, die nur die israelische Regierungspolitik privatisiert hatten.

Und hier beginnt der größte Skandal – anstatt die Räuber sofort vom Außenposten zu evakuieren und sie wegen ihrer Vergehen anzuklagen, bot die israelische Regierung ihnen riesige Entschädigungen und einen alternativen Standort an. Auf diese Weise wurde die kriminelle Handlung, eine Siedlung in den besetzten Gebieten zu errichten, ein ‚Joint Venture‘ der Regierung und der Räuber! Und das war nichts Neues.

Ja, die Besatzung korrumpiert und korrumpiert weiterhin. Man sieht aber keine zivilgesellschaftlichen Organisationen, die gegen diese offizielle Korruption kämpfen. Und man sieht auch keine öffentlichen Proteste gegen diesen fortgesetzten Skandal. Und die wenigen, die immer noch über dieses skandalöse Vorgehen hier in Israel empört sind, werden Linke, Extremisten und Verräter genannt.

ENGLISCHE ORIGINALVERSION:

Scandal

Amos Gvirtz

When robbers are caught, the accepted practice is to arrest them and bring them to trial, to send them to jail in accordance with the severity of their crime, and to require them to pay compensation to their victims. But this is not the case in Israel when the robbers are the settlers who steal Palestinian land and build their homes or grow their crops on it. They receive special treatment, and if the state is forced to act according to the law, then it is the settlers who receive compensation!

Unfortunately, this scandalous situation is a substantial element in the corruption of Israeli society caused by the occupation. The land grabbing started when the State of Israel chose to begin its process of territorial expansion after the Six Day War in 1967. The Israeli government sent its army to carry out policies which stand in contradiction to the ethics of combat, to morality, and to international law. Along with the land theft, settlements were established, water was stolen, houses were demolished and some Palestinians were even expelled – all this while attempting to lie to us and the world that everything was being done for security reasons. Only right-wing governments began to partially come clean about their desire to annex the occupied territories, while still continuing the lie that they were interested in a two-state solution for the sake of peace.

The political falsehood was joined by a legal falsehood. When the issue of the legality of the settlements in the occupied territories was brought before the High Court of Justice, the latter ruled that it had no jurisdiction in the matter which was a case of government policy. And, being naïve, I thought that was exactly the High Court’s role – to criticize government actions. As I understand them, these actions stem from government policy in various areas…

For example, as in many other areas of Israeli life, here too we find privatization. What the government does as official policy, the settlers do privately. They establish settlements on their own initiative. These, of course, are illegal, but after a while they are recognized by the government, which in itself is a violation of international law. We especially see this in the unauthorized outposts. Let’s take the scandalous story of the unauthorized outpost Nativ Avot. It began with the settlers preventing the Palestinian landowners from the village of El Khader from cultivating their lands, which had previously been cultivated. Later on, in 2001, they started setting up trailers on the land. The Israeli Civil Administration in the occupied territories issued demolition orders for all the structures the settlers had set up in the outpost. Here is where the problem started. The Civil Administration did not bother to carry out the demolitions and expel the intruders from the place, and of course never even considered bringing them to trial for appropriate punishment. After all, law enforcement too is a question of policy. And so the landowners had no choice but to turn to the High Court, together with Peace Now, in 2008, to get a court ruling to order the state to carry out its duty, demolish the outpost and return the stolen land to its owners. The claimants never even entertained the idea that the robbers would be sent to jail and ordered to pay compensation to their victims. After all, these were settlers who were merely privatizing Israeli government policies.

And here begins the biggest scandal of all – the Israeli government, instead of immediately evacuating the robbers from the outpost and indicting them for their crimes, offered them huge compensation and an alternate site. In this way, the criminal act of establishing a settlement in the occupied territories became a joint venture of the government and the robbers! And this was nothing new.

So yes, the occupation corrupts and continues to corrupt. You won’t see civil society organizations fighting against this official corruption. Nor will you see popular protests against this ongoing scandal. And the lonely few who are still outraged by this scandalous behavior are, here in Israel, called leftist extremists and traitors…